Gestern war ich auf dem sehr interessanten KI Anwendertag in Darmstadt, der von der TU Darmstadt veranstaltet wurde. Eigentlich gehörte ich nicht zur Zielgruppe der Veranstaltung, da sie sich an Anwender der Klein- und Mittelständischen Unternehmen wendete. Ich fand die Veranstaltung für mich als ITler trotzdem sehr interessant. Neben den Ausstellungen, die mich als Ingenieur begeistert und an die alten Zeiten erinnert haben, gab es auch eine interessante Podiumsdiskussion, moderiert von Prof. Dr. Peter Buxmann und Teilnehmer aus Politik (der hessischen Digitalministerin), Wirtschaft und der Universität. Siehe https://digitalzentrum-darmstadt.de/Veranstaltung/Anwendertag-KI-produktiv-2022.
Positiv aufgefallen ist mir das Bekenntnis und der Einsicht der Notwendigkeit, zur Weiterbildung. Meine Erfahrungen mit mittelständischen Produktionsunternehmen sind schon lange her, aber ich befürchte, es ist auch heute noch so, dass die IT eines Produktionsunternehmens als lästiger Kostenfaktor angesehen wird und häufig gar nicht in die Unternehmensprozesse eingebunden ist. Gleichwohl soll sie natürlich optimale Lösungen zur Verfügung stellen, was dann schwierig ist. Vielleicht hat sich das heute gewandelt, aber die berichteten Erfahrungen bestätigen eigentlich meinen Verdacht. Wenn die IT jetzt mit KI in der Produktion um die Ecke kommt, muss gleich das erste Projekt von Erfolg gekrönt sein. Dafür müssen zuvor wohl erst die IT-Rahmenbedingungen in der Produktion geschaffen werden. Ein langwieriger Prozess. Da ist es wichtig, nicht nur die IT zu schulen, sondern auch die Kollegen in der Produktion zu sensibilisieren und die Chancen und Möglichkeiten der KI aufzuzeigen. Leider ist es in Deutschland so, dass Weiterbildung oftmals ein schwieriges Thema ist, weil mit Kosten verbunden. Von daher wünsche ich den Kollegen der Universität und der entsprechenden Organisationen, dass ihr Angebot entsprechend angenommen wird.
Ein weiterer interessanter Diskussionspunkt war einerseits die Aussage, dass man KI Netze von der amerikanischen Stange verwenden soll, da das schneller geht und besser funktioniert, als eigene neuronale Netze zu entwickeln. Das zeigt aber nicht, dass die Amerikaner an dieser Stelle weiter sind, sondern es zeigt, dass die Amerikaner ganz anders agieren (können). Es gibt in Amerika eine Handvoll riesiger IT Unternehmen, die sehr viel Geld zur Verfügung haben, dass es ihnen nichts ausmacht oder sogar eher hilft, wenn sie ihre Werkzeuge mehr oder weniger Open Source zur Verfügung stellen. Kein anderes Land der Erde kann solch paradiesische Verhältnisse vorweisen. Alternativ bietet sich dann der Weg der Chinesen an, wo der Staat sehr viel Geld zur Verfügung stellt (um damit ethisch zweifelhafte Projekte zu finanzieren), was zu entsprechendem Fortschritt und Wissen führt. In Deutschland haben wir das Problem der Begründung. Es gibt hier nicht die Mentalität einfach mal etwas ausprobieren zu dürfen. Hier muss alles vor einem wirtschaftlichen Hintergrund passieren. Dabei entstehen trotzdem tolle Lösungen, zum Beispiel bei der DFKI oder dem Frauenhofer Institut oder eben an der TU. Das Problem daran ist, dass die Ergebnisse nicht in die Breite getragen werden können, weil sie nicht öffentlich sind und jemand von Außerhalb tut sich schwer, wenn er sich aus eigenem Interesse dort weiterbilden möchte oder gar in einen solchen Bereich wechseln möchte.
Der letzte Punkt auf den ich eingehen möchte und der mich zugegebener weise aufregt, ist diese, meiner Meinung nach, völlig verfrühte und überzogene Regelungswut der Politik, sowohl in Deutschland, als auch in Europa. Was soll die in einer solchen Veranstaltung geführte Diskussion um ethische Gesichtspunkte einer KI? Die KI, wie sie in diesem Bereich gebraucht wird, ist einfach eine Verbesserung / Weiterentwicklung einer Technik. Zum Beispiel werden KIs dazu benutzt, um einen kommenden Verschleiß einer Maschine festzustellen, damit dieser rechtzeitig und gleichzeitig nicht zu früh behoben werden kann. Da wird eine KI dazu benutzt eine Regelungsfunktion zu bauen. Im Grunde ist das eine Weiterentwicklung der Fuzzylogik aus den 80er Jahren. Da muss ich nicht über ethische Gesichtspunkte reden. Mir ist nicht bewußt, dass es eine große Diskussion über ethische Probleme des Computers gab. Es gab natürlich immer wieder Technikskeptik, zum Beispiel bei der Einführung der Eisenbahn oder des Automobils. Aber gerade beim Letzteren hat es 150 Jahre gedauert, bis man eingesehen hat, dass ein Verbrennungsprozess vielleicht nicht wirklich gut ist. Trotzdem hat man auch dann keine harte Konsequenzen gezogen.
Bei der KI ist das anders. Hier wird über ungelegte Eier diskutiert und das von Menschen, die keine Ahnung von der Materie haben. Hier wird über die Folgen einer KI gesprochen. Gemeint ist hier eine starke KI. Die Diskussionsergebnisse haben aber Auswirkungen auf die heute eingesetzte schwache KI. Zudem wird von den Diskutierenden eine Technik abgelehnt, weil sie aktuell vielleicht noch nicht besser als der Mensch ist (Stichwort autonomes Fahren). Das ist Unsinn. Noch einmal zur Verdeutlichung für die Nichtexperten. Ein Auto besitzt keine KI, sondern besitzt eine Regelungstechnik, die auf dem Prinzip von verschalteten Neuronen basiert. Das Auto lernt nicht. Die KI befindet sich an einem ganz anderen Ort wo die neuronalen Netze trainiert werden, die dann in die Fahrzeuge eingespielt werden.
Deshalb lass uns doch erst einmal abwarten, was die Zukunft bringt. Vor allem ist so eine Diskussion vor dem Hintergrund der heute weltweit vertretenen und skrupellosen Despoten hinfällig. Entweder wir machen mit und entwickeln eigenes KnowHow oder wir gehen unter. Über den Einsatz einer bestimmten Technologie kann man später noch diskutieren. Der Gutmensch hat in der aktuellen Welt noch keine Chance, obwohl ich es ihm gönne.